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Agiles Arbeiten: Schweigen ist Silber - Reden ist Gold
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Agiles arbeiten erfordert ein Mehr an gemeinsamen Gespräch – weil wir uns in Wahrheit kaum noch aufrichtig austauschen
„Das war wieder einer dieser Tage, an dem ich nichts geschafft habe. Ständig stand einer hinter mir und wollte was. Und dann die Meetings!“ So wie dem Senior-Entwickler eines IT-Unternehmens geht es vielen: Er fühlt sich erschöpft und weiß keinen Rat. Über die Jahre ist er zu einem gefragten Ratgeber geworden. Er hat einen guten Ruf. Darauf ist er stolz, doch zugleich wächst der Berg an Aufgaben: die Verantwortung wächst, die Fragen der Kollegen werden mehr und jetzt wird auch noch agil gearbeitet. Das bedeutet: Noch mehr Meetings, noch mehr Abstimmung, noch weniger Zeit für die „eigentlichen“ Aufgaben.
Regelmäßig Miteinander-Reden: eine Arbeitsbremse?
Die agilen Methoden sind en vogue. Eine ausgesprochen verbreitete ist SCRUM. SCRUM sieht ein tägliches Standup-Meeting von 15 Minuten vor. Es findet im Stehen statt, um einem langwierigen Meeting gleich einen Riegel vorzuschieben. Jeder Mitarbeiter berichtet dem Team, was er tags zuvor gemacht hat, was für den aktuellen Tag auf seiner ToDo-Liste steht und was ihn womöglich behindert.
Die Mitarbeiter der Generation Y und Z haben einen offenen Zugang dazu. Bereits in der Schule oder an der Universität haben sie sich so oder ähnlich abgestimmt. Sie schätzen den täglichen Austausch.
Mitarbeiter und Führungskräfte der Baby-Boomer-Generation hingegen fragen sicht, wozu das gut ist: „Wieso noch ein Extra-Meeting? Wir sitzen doch sowieso dauernd zusammen!“ Das ständige Miteinander-Reden-Müssen ist ihnen lästig. Falls sie eine Neigung zur Introversion haben, gilt dies umso mehr.
Das kostbare Gut: Aufmerksamkeit
In der agilen Arbeitswelt hat das Miteinander-Reden eine direkte und eine weiterreichende Bedeutung: Konkret prüft das Team in einem Standup-Meeting, ob alle Schritt halten können oder ob einer zurück bleibt. Die Mitarbeiter erfahren, womit sich ihre Kollegen aktuell beschäftigen und über welche Kompetenzen sie verfügen. Wenn Hindernisse auftauchen, können sie sie direkt aus dem Weg räumen.
Darüber hinaus geht es beim Miteinander-Reden um Menschlichkeit in der digitalen Welt. Die Arbeitswelt wird technisierter, wir drehen uns immer schneller. In den Meetings sitzen die Kollegen am Tisch und starren auf ihre Laptops oder Smartphones. Sie sprechen miteinander und doch aneinander vorbei – denn sie sind nicht wirklich bei der Sache. Wen wundert es? Die Aufmerksamkeit ist geteilt.
Die Technisierung fordert so viel Aufmerksamkeit, dass sich die Menschen leicht aus den Augen verlieren können. Deshalb braucht sie Gegengewichte: Achtsamkeit und Präsenz im Hier und Jetzt. Achten Sie deshalb darauf, dass Sie aufmerksam und wertungsfrei hinhören. Versuchen Sie, Ihr Gegenüber zu verstehen, bevor Sie antworten.
Wenn Sie Führungskraft sind, hat Ihr aktives Zuhören eine noch größere Bedeutung: Zeigen Sie Interesse an den Gedanken Ihres Gesprächspartners. So motivieren Sie ihn. Auch Sie gewinnen etwas daraus, nämlich Einsichten in Ihr Verantwortungsgebiet.
Sprachlosigkeit war noch nie gut. Die Einstellung „nicht gemeckert ist schon Lob genug“ hat unzähligen Mitarbeitern die Motivation geraubt. Junge Mitarbeiter akzeptieren diese Haltung nicht mehr. Sie fordern mehr Gespräch und mehr Feedback. Führungskräfte kommen um das Miteinander-Reden nicht herum, auch wenn es sich zu Beginn fremd anfühlt.
Agiles arbeiten – nicht nur Format, vor allem Kultur
Mit der Einführung agiler Arbeitsmethoden kommen eine ganze Reihe Techniken und Formate auf Sie zu: Arbeiten Sie sie nicht als lästige Tagesordnungspunkte ab. Die Formate rund um das agile Arbeiten versuchen etwas aufzufangen, was in unserer Zeit droht, verloren zu gehen: Die Hinwendung zum Mitmenschen. Es ist wichtig, diesen Formaten Aufmerksamkeit zu schenken und den kulturellen Hintergrund zu verstehen.
Zum Seminar: Agile Leadership: Mindset. Modelle. Methoden.
Quellen:
- Evenett, S., Höfliger, R., Kammerlander, N., Böhm, S., Hieronymi, A., Qualifizierung für die VUCA-Welt, Ein Fachgespräch über Managementbildung in turbulenten Zeiten
http://ralph.hoefliger.itheca.com/sites/default/files/public/Ralph_Hoefliger/ralph_hoefliger_fachartikel_qualifizierung_fuer_die_vuca-welt_in_zoe_4_15.pdf - Wallner, Heinz Peter, Führung und Management sind im Umbruch – Was heute wichtig ist: Komplexität meistern!, http://hpwallner.at/2016/01/23/fuehrung-und-management-sind-im-umbruch-was-heute-wichtig-ist-komplexitaet-meistern/
- Literaturtipp
C. Otto Scharmer, Theorie U, Von der Zukunft her führen, 2009, Carl Auer Verlag, ISBN-13: 978-3896706799
http://www.amazon.de/Theorie-Von-Zukunft-her-f%C3%BChren/dp/3896706799 - C. Otto Scharmer, Theorie U, Von der Zukunft her führen, Excerpt,
http://www.credo.co.at/757007/Uploaded/admin|TheoryUVonderZukunftherfhren.pdf